Getrennt von ihren Geschwistern wurde die Beziehung von Kalirah und Dabluhr immer enger. Anfangs besuchten sie Andrugar noch in seinem steinernen Gefängnis und suchten einen Weg, Shinari zu befreien. Aber im Laufe der Zeit ließen ihre Bemühungen nach. Trotz ihrer immensen Trauer gingen aus dieser Beziehung fünf Kinder hervor. Der Älteste, Amun´Ra, zeigte bereits früh eine weder von seinen Eltern noch von seinen Geschwistern nachvollziehbare Begeisterung für den Staub, der in allen Ecken Kandars zu finden ist. Der Nächstgeborene, N´Qua´Rit, war das genaue Gegenteil von Amun´Ra. Er liebte den Morgentau und den Nebel. Außerdem war er schon früh von der Geschichte und den Leistungen seiner Tante Shinari begeistert. Die Mittlere der Kinder, Urle, war eine echte Nachtschwärmerin. Sie liebte nichts so sehr wie die Stille und Kühle der Nacht. Sie machte ihren Eltern viel Sorgen, da sie meistens den ganzen Tag schlief und plötzlich in der Nacht verschwand. Der Zweitjüngste, Bergur, war der Liebling seiner Eltern. Er liebte die Wärme des Tages, war immer gütig und freundlich. Kein böses Wort kam über seine Lippen und er war das verbindende Glied zwischen seinen so unterschiedlichen Geschwistern. Insbesondere Urle war er zugetan. Die Jüngste, Espulut, war auch ein Sorgenkind für ihre Eltern. Sie liebte das Wasser über alles und verbrachte fast ihre gesamte Zeit in diesem Element. Durch die unermüdlichen Anstrengungen Bergurs wuchsen die Kinder Kalirahs und Dabluhrs trotz ihrer gegenteiligen Interessen zu einer unzertrennlichen Gemeinschaft heran. Ihnen lag das Wohlergehen ihrer Eltern sehr am Herzen. Insofern waren sie tief betrübt, dass ihre Eltern nicht über den Verlust ihrer Geschwister hinwegkamen. So beschlossen sie, den Bann von Maleha zu brechen und die Geschwister ihrer Eltern wieder zu befreien. Aber, da sie keine Kinder von IHM waren, war ihre vereinigte Macht kleiner als die von Maleha. Zwar konnten die Kinder Kalirahs und Dabluhrs insbesondere durch die vereinigte Kraft von Urle und Bergur Andrugar aus den Bergen befreien und auch Shinari wieder den Zutritt zu ganz Kandar gewähren, aber die Flüche von Maleha waren so stark, dass die Freiheit der beiden Götter nur unter Aufbietung all ihrer Kräfte möglich ist. Wenn Andrugar oder Shinari sich außerhalb ihrer Gefängnisse aufhalten, so sind ihre Kräfte innerhalb kurzer Zeit erschöpft. Danach müssen sie für lange Zeit in ihre Gefängnisse zurückkehren, um neue Kräfte zu sammeln. Die Rache der Maleha an den Kindern Kalirahs und Dabluhrs folgte bald nach der Befreiung von Andrugar und Shinari. Aber das Maleha eine gütige Göttin war, beschloss sie, die Verbannungsorte für die Fünf so angenehm wie möglich zu gestalten. Und da sie ihre Macht fürchtete, gab sie ihnen die Möglichkeit, ihre Verbannungsorte regelmäßig für kurze Zeit zu verlassen, um ihre Eltern aufzusuchen. Allerdings sorgte sie dafür, dass immer nur einer der Fünf gleichzeitig frei auf Kandar wandeln konnte. Für Amun´Ra erschuf Maleha eine Wüste nur aus Staub, so dass er auf immer von Staub umschlossen sei. Bei diesem Gebiet, in dem Amun´Ra bis heute verweilt, handelt es sich um die Staubwüste Tulamid auf dem südlichen Kontinent. Für N´Qua´Rit erschuf sie ein Gebiet ewigen Nebels, auf dass er immer von der von ihm so geliebten nassen Luft umgeben sei. Auch erweiterte sie das Gebiet, welches Shinari betreten durfte, auf diese Halbinsel auf dem südlichen Kontinent, da sie die Kraft der Liebe zwischen den beiden spürte. Für die Nachtschwärmerin Urle erschuf sie den Mond als Wohnort. Dort war sie immer der Nacht nahe und konnte über diese wachen. Obwohl sie um die Liebe zwischen Bergur und Urle wusste, war ihre Furcht vor der vereinigten Macht der beiden zu groß. So beschloss Maleha, sie auf immer zu trennen. Sie verbannte Bergur in die Sonne, auf dass er Kandar am Tage beleuchte. Urle hingegen schickte sie auf den Mond, so dass Ihr auf ewig die Nacht gehöre. Espulut schließlich gab sie das Meer, die Flüsse und die Seen als ihr Reich. So kam es, dass die Kinder Kalirahs und Dabluhrs auf ewig getrennt sein sollten. Aber die Sehnsucht der Fünf nach ihren Geschwistern war stark genug, um die Fesseln der Maleha zu lockern. Im Laufe der Zeit fanden die meisten von ihnen Wege, sich dennoch zu sehen. Aber dies wird im nächsten Teil der Schöpfungsgeschichte erzählt.
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