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Als wir wieder in Grömitz ankamen, trafen wir auf Osk. Er hatte sich in der Zwischenzeit aus den Eisenstangen Waffen fertigen lassen, unter anderem auch einen schönen Degen für mich. Dieser Degen ist einfach toll, er ist ganz leicht und liegt so gut in der Hand, dass ich mit ihm viel konzentrierter angreifen kann, als mit dem alten Degen. Nachdem wir noch ein paar Tage in Grömitz blieben, um etwas zu lernen, sind wir anschließend alle aufgebrochen, um mit der Karawane nach Westen zu ziehen. Der Karawanenführer wollte uns an jeder Möglichkeit eine Nachricht hinterlassen, damit wir ihn leicht finden konnten. Unsere erste Station war die Karawanserei Suhalke, dort hatte uns der Karawanenführer auch tatsächlich eine Nachricht hinterlassen. Er teilte uns mit, dass er nicht erst, wie geplant, nach Havenna gereist ist um dort weitere Begleiter anzuwerben, sondern in der Karawanserei Leute anwerben konnte und deshalb direkt nach Westen aufgebrochen ist. Wir beschlossen der Karawane zu folgen, obwohl sie uns zehn Tage voraus war. Die Reise verlief ereignislos, bis wir gegen Mittag eines Tages die Stadt Quergohr erreichten, eine ziemlich öde Stadt mit Bergleuten. Auch dort hatte uns der Karawanenführer eine Nachricht hinterlassen, dass er weiter nach Westen gezogen ist, um einen alten Tempel zu suchen. Die Karawane hatte zwar nur noch einen Vorsprung von zwei Tagen, doch wir beschlossen erst einmal einem anderen Geheimnis auf die Spur zu kommen, von dem uns die Leute in der Stadt erzählten. In den letzten zwei Wochen waren jede Menge Kinder der Stadt spurlos verschwunden und seit zwei Tagen wurde auch ein Erwachsener vermisst. Wir besuchten die Ehefrau des Vermissten, um näheres über sein Verschwinden zu erfahren und sie berichtete uns, dass man ihren Mann tot im Wald gefunden hätte, und zwar um viele Jahre gealtert. Wir beschlossen zu der Stelle im Wald zu gehen, an der man die Leiche gefunden hatte. An dieser Stelle fanden wir mehrere stinkende Gräber, die mit Steinplatten abgedeckt waren. Kerkridian entdeckte eine Fußspur, die direkt auf eines der Gräber zuführte, also hob Osk einfach die schwere Steinplatte hoch und legte sie zur Seite. Darunter fanden wir eine steile Treppe, die mit rutschigem Moos bewachsen war. Wir stiegen vorsichtig die Treppe hinunter, sie endete auf einem langen Gang. Nachdem wir dem Gang etwa einhundert Meter gefolgt waren, kamen wir zu einem großen runden Raum, der vollständig mit Nebel bedeckt war. Kerkridian hat seinen Kampfstab in den Nebel gehalten, daraufhin fing der Nebel an, sich um den Stab zu kringeln. Nach einer Weile beruhigte sich der Nebel zwar wieder, doch als Kerkridian seinen Kampfstab wieder aus dem Nebel herausziehen wollte, stellte er fest, dass das Stück, das im Nebel steckte einfach fehlte. Wir rätselten, wie wir heile über den Nebel kommen sollten, als Gideon plötzlich bemerkte, dass ganz feine Drähte über den Nebel gespannt waren. Daraufhin untersuchte Osk die Stelle in der Wand näher, auf die einer der Drähte zulief. Dabei entdeckte er einen winzigen Vorsprung in der Wand. Durch ein vorsichtiges Abtasten bemerkte Osk, dass der Vorsprung weit in den Nebel hinein ragte, er war bloß UNSICHTBAR. Ich kratzte einen Beutel voll Moos von den Wänden, um den unsichtbaren Steg etwas markieren zu können, dann tasteten Osk und ich uns langsam auf dem unsichtbaren Steg hinüber auf die andere Seite. Immer wenn der Steg auf einen Draht stieß, machte er einen Knick, aber an zwei Stelle mussten wir vorsichtig über den Draht steigen, denn wir wussten ja nicht was passieren würde, wenn jemand diesen Draht berührt. Als wir sicher auf der anderen Seite waren, begannen die Anderen uns zu folgen, leider blieb Kerkridian dabei an beiden Drähten hängen, die sofort zerrissen. Jedes mal wenn er an einem Draht hängen blieb, klingelte weit entfernt ein Glöckchen, das allerdings nur Gideon hören konnte. Nachdem wir alle sicher auf der anderen Seite des Nebels waren, folgten wir weiter dem Gang. Bald entdeckten wir einen kleinen Raum, in dem achtzehn Kinder tief und fest schliefen. Sie waren alle gefesselt und an den Wänden des Raumes brannten mehr als zwanzig Kerzen. Weil die Kinder sowieso noch schliefen, gingen wir erst einmal den Gang weiter. Am Ende des Ganges kamen wir in eine sehr große Halle, in der eine Frau auf einem Schaukelstuhl saß. In der Mitte der Halle waren rote Kerzen zu einem Stern aufgestellt und in diesem Stern war mit schwarzen Kerzen, die in Totenköpfen steckten, ein zweiter Stern aufgestellt. Kerkridian erzählte mir, die Sterne wären Pentagramme, die eine böse magische Bedeutung haben, also beschloss ich, lieber nicht in diese Halle hinein zu gehen. Die Frau auf dem Schaukelstuhl erzählte uns, dass sie auf die Kinder aufpassen musste und ihnen etwas Früchte zum Essen geben würde, wenn sie wieder aufwachten. Ein Mann hätte sie vor vielen Jahren entführt und seither würde sie ihm dienen müssen. Er kam alle paar Tage hier vorbei, um sich eines der Kinder zu holden. Sie war froh uns zu sehen und dass wir sie und die Kinder befreien wollten. Um möglichst schnell wieder aus diesem Grab heraus zu kommen, ging ich schon mal vor, um die Kinder von ihren Fesseln zu befreien und sie aufzuwecken. Lemuria und Eldariel wollten mir dabei helfen... Als ich wieder wach wurde, erzählt mir Gideon, dass die Frau eine böse Hexe war und in dem Raum alles Schlafkerzen stehen würden. Ich wollte die Kinder sofort wieder nach Hause bringen, doch Osk wollte erst noch dem bösen Mann auflauern. daher musste ich ein paar Kerzen wieder anzünden damit die Kinder geduldig warten würden. Gideon rüttelte mich wieder wach. Nachdem wir ewig an der Treppe gewartet hatten, versuchte endlich jemand die Steinplatte zur Seite zu schieben, Osk stürzte sich sofort auf den Unbekannten, doch der konnte trotzdem entwischen. Ich sollte wieder zu den Kindern in den Raum hinein gehen und alle Kerzen auspusten, dabei bin ich aber auch wieder eingeschlafen. Nachdem ich wieder wach war führte ich die Kinder über den unsichtbaren Steg nach draußen. Zwei der Kinder hatten weißes Haar bekommen und sahen sehr alt aus, die Anderen erzählten uns, dass diese zwei von dem Mann geholt worden wären und weißhaarig zurückgebracht worden sind. Die Kinder, die der Mann zweimal geholt hatte, waren gar nicht zurückgebracht worden. Obwohl die Geschehnisse sehr gruselig waren, freuten sich die Leute in der Stadt, dass wir ihnen ihre Kinder zurückgebracht hatten, der Stadtobere, Herr Dehr, belohnt uns dafür auch mit ein paar Goldmünzen. Am nächsten Morgen brachen wir wieder auf, um der Karawane weiter nach Westen zu folgen.
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