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| Rasse(n) | Menschen, Zwerge, Orks, Goblins und einige andere |
| Sprache(n) | fast jede Sprache wird irgendwo in Indusch gesprochen, nur nicht dort, wo man sie gerade braucht |
| Regierungsform | Unbekannt |
| Handelsgüter | keine |
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| Besonderheiten: |
 Indusch ist kein Reich, das sich dem Blick öffnet. Es ist kein Land der offenen Ebenen, der weithin sichtbaren Banner oder der stolzen Türme. Indusch liegt da wie ein einziger, gewaltiger Atemzug aus Grün, ein Meer aus Stämmen, Blättern und Schatten, das den Horizont verschluckt und selbst den Himmel in grüne Splitter zerlegt. Wer Indusch betritt, betritt keinen Staat im herkömmlichen Sinn, sondern einen Zustand. Karten zeigen seine Grenzen, doch keine Karte vermag sein Inneres zu erfassen. Wege verschwinden. Geräusche verändern sich. Gedanken werden leiser. Seit Jahrhunderten versuchen Chronisten, Feldherren, Priester und Händler, Indusch zu erklären. Sie scheitern alle auf ihre Weise. Manche kommen nie zurück. Andere kehren heim mit Augen, die mehr gesehen haben, als Worte tragen können, und mit Überzeugungen, die so fest sind, dass kein Gegenargument sie mehr erschüttert. Indusch ist vollständig bewaldet. Kein Hügel, kein Tal, kein Küstenstreifen ist frei von Bäumen. Selbst an den Klippen im Osten, wo das Meer unablässig gegen das Land schlägt, klammern sich Wurzeln an den Stein wie Finger eines Ertrinkenden. Doch wer glaubt, dies sei nur ein besonders dichter Wald, irrt. Indusch ist kein Wald in einem Land. Indusch ist ein Land, das Wald ist.  Indusch liegt zwischen Macht und Vergessen. Im Nordwesten grenzen die Freistadt Ganuhal und das Zwergenreich Gandahar an sein Territorium. Im Norden erhebt sich die Werbaronie Derdahl mit ihren befestigten Städten und ihrem geregelten Lehnswesen. Im Westen liegt Fogea, ein karges, ausgezehrtes Land, dessen Staub so alt scheint wie seine Fehden. Südlich und östlich erstreckt sich das Meer, grau und schwer, oft in Nebel gehüllt, als wolle es sich nicht einmischen in das, was hinter der Küste geschieht. Die Grenzen Induschs sind nicht befestigt. Es gibt keine Mauern, keine Grenztürme, keine Schlagbäume. Und doch weiß jeder, wann er Indusch betritt. Der Boden verändert sich. Der Geruch wird feuchter, tiefer. Die Geräusche des Waldes wirken weniger zufällig, mehr… aufmerksam. Viele berichten, dass sie an der Grenze das Gefühl hatten, beobachtet zu werden, nicht von Augen, sondern von etwas Älterem, Breiterem, Allgegenwärtigem. Der Wald selbst kennt unzählige Erscheinungsformen. Es gibt hohe, säulenartige Baumriesen mit Rinden wie gehärtetes Erz, daneben schlanke, biegsame Gewächse, deren Blätter selbst im Wind kaum rascheln. Manche Lichtungen sind voller Pilze von beunruhigender Größe, andere wirken wie natürliche Kathedralen, in denen Sonnenstrahlen durch das Blätterdach fallen wie durch Buntglas. Flüsse und Bäche durchziehen Indusch in zahllosen Verästelungen, doch nur einer ist von wirklicher Bedeutung: der Strom der Toten.  Der Strom der Toten entspringt in den Bergen des Zwergenreichs Gandahar und windet sich in einem breiten, gemessenen Lauf durch das Herz Induschs, bevor er sich ins Meer ergießt. Sein Name ist alt, älter als jede aufgezeichnete Geschichte. Manche sagen, er trage ihn, weil an seinen Ufern so viele Schlachten geschlagen wurden. Andere behaupten, er heiße so, weil niemand, der unbedacht in ihm schwimmt, je zurückkehrt. Für die Zwerge von Gandahar ist der Strom ein notwendiges Übel und zugleich ein Segen. Zwerge leiden bekanntermaßen unter einer tief verwurzelten Abneigung gegen offene Gewässer. Wasser ist für sie unberechenbar, form- und haltlos, ein Element ohne festen Stand. Und doch nutzen sie den Strom der Toten, um ihre Waren aus den Bergen bis zur Küste zu transportieren. Der Grund dafür ist so einfach wie zwingend: Der Wald verlangt keinen Zoll, lässt aber auch keinen anderen Weg zu. Straßen werden verschluckt, Schienen verbogen, Tiere verweigern den Durchgang. Der Strom hingegen bleibt. Er verändert seinen Lauf kaum, und selbst der Wald scheint ihn zu respektieren. Zwerge berichten, dass die Ufer des Stroms stabil bleiben, dass keine Wurzeln die Fahrrinne verengen und dass umgestürzte Bäume den Fluss nie vollständig blockieren. Die Flöße der Zwerge sind gigantische Konstruktionen aus miteinander verkeilten Baumstämmen und Metallverstrebungen. Sie sind so breit, dass sie kaum kentern können, und so niedrig gebaut, dass sie dem Wasser nicht trotzen, sondern sich ihm fügen. Die Zwerge an Bord verlassen die Flöße während der gesamten Reise nicht. Viele tragen Amulette gegen das Ertrinken, andere murmeln alte Berggebete, während der Strom sie durch Indusch trägt. Es heißt, der Wald beobachte diese Flöße. Nicht feindlich, aber wachsam. Kein Zwerg konnte je erklären, warum diese Fahrten fast immer sicher verlaufen, während jeder andere Versuch, größere Transporte durch Indusch zu bewegen, in Chaos endet.  Indusch kennt keine Jahreszeiten im herkömmlichen Sinn. Es gibt keine klaren Winter, keine Sommerhitze. Stattdessen herrscht ein gleichmäßiges, feuchtes Klima, das von sanften Schwankungen geprägt ist. Regen fällt häufig, aber selten als Sturm. Nebel zieht durch den Wald wie ein zweiter Boden, der sich hebt und senkt. Die Temperaturen sind mild, doch die Luft ist schwer. Fremde ermüden schnell, nicht nur körperlich. Viele berichten von lebhaften Träumen, von einem Gefühl, das sie selbst nicht recht benennen können. Manche sprechen von Heimweh, andere von einer seltsamen Klarheit.  Die Pflanzen Induschs wirken auf den ersten Blick vertraut. Bäume, Sträucher, Moose, Farne. Und doch ist da immer ein leiser Unterschied. Die Bäume wachsen nicht zufällig. Ihre Abstände wirken bedacht. Wurzeln scheinen Hindernissen auszuweichen, lange bevor sie diese erreichen. In alten Ruinen finden sich keine Sprengschäden durch Wurzeln, sondern sorgfältige Umwachsungen, als hätte man beschlossen, das Alte zu bewahren, statt es zu zerstören. Manche Bäume tragen Früchte, die in Form, Farbe und Geschmack variieren. Einige sind süß und nahrhaft, andere bitter, wieder andere hinterlassen ein Gefühl von Wärme oder Kälte, das über den Magen hinausgeht. Es gibt Berichte von Menschen, die nach dem Verzehr solcher Früchte ihr Leben radikal änderten. Soldaten legten ihre Waffen nieder. Holzfäller begannen, Setzlinge zu pflanzen. Flüchtlinge aus Fogea, die Indusch aus Not betraten, wurden zu seinen leidenschaftlichsten Verteidigern. Offiziell erklärt man dies mit religiöser Erleuchtung, mit dem Einfluss der Götter oder mit dem überwältigenden Eindruck der Natur. Doch selbst Priester geben zu, dass diese Wandlungen oft zu plötzlich, zu vollständig sind, um allein auf Einsicht zu beruhen.  Die Tiere Induschs sind zahlreich und vielfältig. Hirsche mit weit ausladenden Geweihen, deren Formen an Ranken erinnern. Wölfe, die lautlos jagen. Vögel, deren Rufe sich manchmal wie Worte anhören, ohne je verständlich zu werden. Auffällig ist das Verhalten der Tiere gegenüber Eindringlingen. Sie sind selten aggressiv, doch sie beobachten. Reisende berichten, dass sie tagelang von derselben Tiergruppe begleitet wurden, ohne angegriffen zu werden. Erst wenn sie begannen, Bäume zu fällen oder Feuer zu legen, änderte sich das Verhalten. Dann verschwanden die Tiere – und kurze Zeit später gerieten die Eindringlinge in Schwierigkeiten, die niemand genau erklären konnte.  Obwohl der Wald Induschs nach außen hin geschlossen wirkt, gibt es Anzeichen innerer Spannungen. Manche Gebiete reagieren anders auf Fremde als andere. In einigen Regionen verlaufen Reisen relativ problemlos, in anderen scheinen selbst erfahrene Kundschafter die Orientierung zu verlieren. Druiden und Waldläufer, die Indusch studiert haben, sprechen von unterschiedlichen „Stimmungen“ des Waldes. Einige Bereiche wirken geduldig, andere streng, wieder andere fast neugierig. Wie diese Unterschiede entstehen und wie sie ausgeglichen werden, weiß niemand. Es gibt keine sichtbaren Konflikte, keine Spuren von Zerstörung. Alles geschieht leise, unter der Oberfläche, im Dunkel des Bodens.  Mitten im Wald liegen die Ruinen von Hierosolyma, einst die heilige Stadt der Göttin Nemei. Sie war ein Ort aus weißem Stein, mit Tempeln, Plätzen und Gärten, in denen man sagte, die Göttin selbst habe gewandelt. Im Jahr 2067 nach Gründung Kaiserlagers wurde Hierosolyma zerstört. Die wenigen Überlebenden berichteten von einem Albtraum. Sie erzählten, dass sich die umliegenden Dörfer gegen die Stadt erhoben hätten. Bauern, Jäger, Handwerker – Menschen, die man kannte. Sie kamen nicht allein. Tiere folgten ihnen. Pflanzen schienen Wege zu versperren, Mauern zu überwuchern, Waffen zu verfangen. Die Stadt fiel vollständig. Kein Tempel blieb unversehrt. Warum dies geschah, ist bis heute umstritten. Manche geben den Priestern Nemeis die Schuld, die sich angeblich vom Volk entfremdet hatten. Andere sehen göttliche Strafe. Wieder andere flüstern, dass Hierosolyma etwas getan habe, das es nicht hätte tun dürfen. Die Ruinen sind bis heute unbewohnt. Versuche, sie zu erkunden, enden oft in Desorientierung oder Rückzug. Der Wald um Hierosolyma ist dichter als anderswo, als wolle er das Geschehene verbergen.  Nach der Zerstörung Hierosolymas gab es mehrere Versuche, die Stadt zurückzuerobern oder zumindest zu „befreien“. Keiner war erfolgreich. Armeen verschwanden, lösten sich auf oder kehrten geschwächt zurück. Der letzte große Versuch fand im Jahr 3254 nGK statt, angeführt von König Rel Makho. Er hob ein riesiges Heer aus, lies Banner und Waffen segnen und marschierte entschlossen nach Indusch ein. Doch kaum hatte er das Land betreten, änderte sich alles. Der Kreuzzug wurde abgebrochen. Rel Makho erklärte öffentlich, Indusch sei ein freies Land und es sei der Wille der Götter, dass niemals eine Armee dort einfallen solle. Seine Worte waren ruhig, seine Überzeugung unerschütterlich. Viele seiner Offiziere widersprachen ihm nicht. Einige von ihnen blieben sogar in Indusch zurück. Es heißt, der König habe während seines Marsches etwas gegessen, das ihm gereicht wurde. Eine Gabe des Waldes, unscheinbar und doch von großer Bedeutung.  Die Freistadt Ganuhal und die Werbaronie Derdahl ignorieren Indusch weitgehend. Handel ist schwierig, Expansion unmöglich. Man hat gelernt, das grüne Schweigen zu respektieren. Fogea hingegen kann sich diese Gleichgültigkeit nicht leisten. Das Land ist unfruchtbar, seine Bewohner arm und kampferprobt. Immer wieder versuchen sie, in Indusch zu roden, Felder anzulegen, Beute zu machen. Doch fast immer endet es gleich. Die Eindringlinge bleiben. Sie kehren ihren früheren Nachbarn den Rücken und verteidigen fortan den Wald mit fanatischem Eifer. Gerodete Flächen werden wieder bepflanzt, manchmal schneller, als es natürlich erscheinen dürfte.  Indusch hat keine offiziellen Tempel. Und doch ist es tief religiös. Viele glauben, dass die Götter hier näher sind als anderswo. Andere meinen, dass Indusch selbst etwas Göttliches sei. Priester verschiedener Kulte berichten, dass ihre Gebete hier anders beantwortet werden. Nicht lauter, nicht stärker, sondern… direkter.  Indusch ist kein Feind. Es ist auch kein Verbündeter. Es ist ein Land mit eigenen Regeln, die niemand vollständig kennt. Wer es respektiert, kann hindurchreisen. Wer es beherrschen will, verschwindet. Vielleicht liegt das größte Geheimnis Induschs nicht in seinen Bäumen, seinen Früchten oder seinen Ruinen, sondern in der einfachen Tatsache, dass es existiert. In einer Welt der Reiche, der Eroberungen und der göttlichen Ansprüche ist Indusch ein Ort, der sich dem Zugriff entzieht. Still. Grün. Wach. Und vielleicht ist genau das sein größter Schutz.
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